Dein Kind kann gerade laufen und fasst auf die Herdplatte, bekommt sein erstes Hochbettchen und fällt heraus, oder im Spiel beißt dein Hund oder deine Katze aus Versehen zu stark zu. Solche und viele andere Unfälle passieren ständig mit kleinen Kindern zu Hause oder auf dem Spielplatz. Dann ist das Geschrei groß, und du bist in deiner Angst um dein Kleines erstmal ratlos und wie gelähmt. Genau damit dir das nicht passiert, erfährst du hier, wie du Unfälle vermeidest und im Ernstfall richtig handelst.

Warum passieren Kindern so viele Unfälle?

Kinder haben ein hohes Unfallrisiko, weil sie jede neu erlernte Fähigkeit ausprobieren und verbessern wollen. Dabei haben sie noch kein Gefahrenbewusstsein. Erst ab etwa 4 Jahren entwickelt dein Kind ein Verständnis für Gefahren – jedoch erst durch Erfahrung und deine Hinweise.

 

Sturzverletzungen: So reagierst du richtig

Kleinere Stürze mit kurzen Tränen und einer kleinen Beule sind meist unbedenklich. Kühle die Stelle und beobachte dein Kind für die nächsten 6–12 Stunden genau. Falls du dein Kind nicht ausreichend beobachten kannst, solltest du zum Arzt gehen.

Gehe sofort zum Arzt, wenn dein Kind:

• bewusstlos war oder Krämpfe hatte
• schläfrig, aggressiv oder schrill schreiend wirkt
• über Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schwindel klagt
• nicht richtig sitzen, stehen oder laufen kann
• aus Nase oder Ohr blutet
• aus großer Höhe (doppelte Körpergröße) gefallen ist
  
  

Unfallprävention Hochbett:

• Keine losen Teile oder scharfen Kanten
• Erst ab dem Schulalter im Hochbett schlafen lassen
• Bettgitter montieren

 

Kopfverletzungen erkennen und behandeln

Bei einer möglichen Hirnverletzung:

• Bei Herz-/Atemstillstand sofort Reanimation und Notruf (112)
• Kind flach hinlegen, nicht herumtragen
• Einfache Fragen stellen und Reaktionen beobachten (Pupillen prüfen)
• Dauer einer Bewusstlosigkeit messen
• Im Zweifelsfall Notruf (112)

 

Kiefer- und Zahnverletzungen richtig behandeln

• Bei Zahnverletzung direkt zum Zahnarzt
• Nicht die Wunde reinigen oder desinfizieren
• Zahn nur an Krone anfassen, nicht an Wurzel
• Zahnfragment oder Zahn in Speichel oder Kochsalzlösung aufbewahren

 

Nasenbluten: Was tun?

• Ruhe bewahren und Kind beruhigen
• Kaltes Tuch in den Nacken legen
• Kopf gerade oder leicht nach vorn geneigt halten
• Wenn Blutung nicht stoppt, zum Arzt gehen

 

Bauchverletzungen erkennen und behandeln

• Kind flach hinlegen und bequem lagern
• Auf Schmerzen achten, kleine Blutergüsse kontrollieren
• Bei starken Schmerzen oder Schock sofort zum Arzt oder Notruf (112)

 

Knochenbruch und Verrenkungen behandeln

• Ruhe bewahren und Kind beruhigen
• Kleidung vorsichtig entfernen
• Wunde steril versorgen und Blutung stoppen
• Deutliche Fehlstellung? Sofort Notruf (112)
• Bei Unsicherheit kühlen, Verband anlegen und zum Arzt oder ins Krankenhaus fahren

 

Bei Verrenkungen:

• Nicht selbst einrenken
• Kleidung entfernen, Stelle ruhigstellen und sofort zum Arzt

 

Schnitt- und Schürfwunden versorgen

Erste Versorgung:

• Wunde mit kaltem Wasser reinigen
• Blutung durch Druck stoppen
• Wunde desinfizieren und mit luftdurchlässigem Pflaster abdecken
• Keine Salben oder Sprühpflaster verwenden
• Kind nie Blut ablecken lassen (Keimgefahr)

 

Sofort zum Arzt, wenn:

• Blutung nicht stoppt
• Tiefe oder Gesichtswunden
• Stichverletzungen

 

Verbrennungen richtig behandeln

• Stelle mit lauwarmem Wasser (20 °C) 10–15 Minuten kühlen
• Wunde steril abdecken
• Keine Gels oder Sprays verwenden
• Verklebte Kleidung nur vom Arzt entfernen lassen
• Arzt aufsuchen!
  

Unfallprävention:

• Heiße Gegenstände niemals unbeaufsichtigt lassen
• Herd mit Kindersicherung versehen

 

Verletzungen durch Haustiere: Was tun?

• Sofort ins Krankenhaus (hohes Infektionsrisiko!)
• Impfungen (z.B. Tetanus) überprüfen und auffrischen

 

Unfallprävention:

• Lass dein Kind nie allein mit Haustieren
• Erkläre früh die Körpersprache und Grenzen
• Tiere nicht ärgern, beim Fressen oder Schlafen stören
• Hände nach Tierkontakt waschen

Stromunfälle: Wie du richtig handelst

• Stromzufuhr sofort unterbrechen (Stecker ziehen, Sicherung aus)
• Kind erst berühren, wenn Strom unterbrochen ist
• Bei Herzstillstand sofort mit Reanimation beginnen und Notruf (112)
  
  

Unfallprävention:

• Steckdosensicherung montieren
• Kabel regelmäßig prüfen und ersetzen

 

Vergiftungen behandeln und vorbeugen

• Gift sofort aus dem Mund entfernen (wenn möglich)
• Notruf (112) oder Giftnotruf (19240) kontaktieren und folgende Infos mitteilen:
  

  • Name, Alter, Gewicht des Kindes

  • Vorerkrankungen

  • Giftstoff und vermutliche Menge

NICHT machen:

• Kein Wasser zum Trinken geben (Gefahr von Schaumbildung!)
• Kind nicht zum Erbrechen bringen (Verätzungsgefahr)

 

Unfallprävention:

• Giftige Mittel verschlossen und außer Reichweite aufbewahren
• Nicht giftige Alternativen verwenden
• Schränke und Schubladen mit Sicherungen versehen

Tipp: Nutze die App des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), um im Notfall schnell Hilfe zu erhalten.

 

Fazit: Unfallprävention lohnt sich!

Unfälle mit Kindern sind leider nicht immer vermeidbar, doch mit gutem Wissen über Erste Hilfe und durch einfache Präventionsmaßnahmen kannst du schwere Folgen verhindern. Bleib ruhig, handle überlegt und schaffe ein sicheres Umfeld für dein Kind.

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